Grafen zu Stolberg

(zu St.-Gedern, zu St.-Roßla, zu St.-Stolberg, zu St.-Wernigerode)

Stammsitz Stolberg, nö. Nordhausen


New Wapenbuch 1605

Seite 14, Nr. 3

Theatrum Saxonicum 1608

I, 253

Die Durchläuchtige Welt, 1710

2. Teil, Seite 230-241

Genealogisches Reichs- und Staats-Handbuch

1762, 403; 1804, II, 388; 1811, I, 394, 840

Gothaischer Genealogischer Hofkalender

1774-1942

Uebersicht der deutschen Reichsstandschafts- und Territorial-Verhältnisse, 1830

Seite 55

Historisches Taschenbuch des Adels im Königreich Hannover, 1840

Seiten 13, 434

Genealogisches Jahrbuch des deutschen Adels

II, 203

Siebmacher’s großes Wappenbuch

III, 1. Abt. Seite 29

Die Rittermatrikeln des Herzogthums Magdeburg, 1860

Seite 40

Geschlechts-, Namens- und Wappensagen des Adels dt. Nation

Seite 164

Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter

IV, 507, 525 (Ahnentafeln)

Regenten-Tabellen, 1906

Seite 196

Europäische Stammtafeln

IV, Tafel 54-64

Genealogisches Handbuch des Adels

Bände 1, 8, 19, 33, 70, 85, 100, 124


»Stolberg. - Unter königl. preußischer, königl. hannöverischer u. großh. hessischer Staatshoheit. - Siehe 70. Jahrg. auf 1833, S. 214. - Reichsgraf 1412, Gr. von Königstein 5. Nov. 1535, Wappenbrief 17. Mai 1548, Gr. v. Wertheim 17. Aug. 1556, Gr. v. Hohenstein 8. Juli 1593. - W.: in Gold ein schwarzer Hirsch.  Devise: Spes nescia falli.«  (S. 286, Gotha. genealog. Hof-Kalender, 85. Jg. 1848)

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»Stolberg-Gedern.  (Luther.)  Das älteste Stammland des uralten Hauses der Grafen von Stolberg war die Grafschaft Stolberg in Thüringen.  1412 erkaufte die Familie von den Grafen v. Hohenstein die Hälfte der Aemter Heringen und Kelbra in Thüringen (die andere kaufte Schwarzburg), auch 1413 das Schloß Hohenstein nebst Zubehör, so daß es die Grafschaft nur mit Ausnahme des jetzt hannövrischen Stiftamtes Jlefeld besitzt.  Die Grafschaften Stolberg und Hohenstein hatten zur Zeit der deutschen Reichsverbindung zwar nicht Reichsstandschaft und Landeshoheit, wohl aber reichsmittelbar untergeordnete Landesherrlichkeit u. Regierungsgewalt; dasselbe war mit der Grafschaft Wernigerode der Fall, welche das Haus 1429 in Folge früherer Verträge erlangte, als der letzte dieses Stammes, Graf Heinrich v. W., mit Tode abgegangen war.  Jm J. 1535 erbte es von dem letzten Grafen von Königstein a. d. Hause Epstein die Grafschaft Königstein (deren sich aber das Erzstift Mainz bis auf Gedern und Ortenberg bemächtigte) und die rochefortischen Grafschaften und Herrschaften im Lüttichschen, worüber mit dem Hause Löwenstein (aus welchem Graf Ludwig II. mit Anna, einer Tochter des 1574 verstorb. Grafen Ludwig von Stolberg die Grafschaft Wertheim in Franken u. die Grafsch. Rochefort im Lüttichschen erheirathet hatte) ein Proceß entstand, der nach fast 200jähriger Dauer erst 1755 durch gütliche Landestheilung beigelegt wurde.  Jm J. 1577 erwarb das Haus Stolberg, vermöge letztwilliger Verordnung des letzten Grafen von Henneberg, des Fürsten Albrecht (+ 1549), das reichsunmittelbare, aber weder zu Reichs- noch Kreisstandschaft berechtigte Schloß u. Flecken Schwarza.  Jm deutschen Reiche hatte es Reichsstandschaft durch dreifache (S. Gedern mit Roßla-Ortenberg, Wernigerode, Stolberg) Theilnahme an der gräfl. wetterauischen Curiatstimme; doch waren nur Gedern u. Roßla wegen ihrer Antheile an der Grafsch. Königstein (Gedern u. Ortenberg) dazu qualificirt.«  (S. 214, Gotha. genealog. Hof-Kalender, 70. Jg. 1833)

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»Graffen zu Stolberg, Königstein, Rutschefort, vnd Wertheim, Herren zu Erstein, Müntzenberg, Lohra vnd Clettenberg &c.  Derer löblichen Ankunfft anlangend, habe ich mich zu erinnern, daß in einer gar alten geschriebenen Thüringischen Chronica zur Zeit ich gelesen, daß diese jhre Ankunfft genommen, vnd dieser örter erst bekannt worden vmb das Jahr Christi 530. Spangenbergius setzet das 564. Jahr mit solcher Gelegenheit, daß zu den Zeiten Keysers Iustini minoris, Otto de Columna, aus einer adelichen Römischen Familia, die von der Seulen genant, sich vnter dessen Kriegsvolck, so er wider die Thüringer, vnd dessen rebellischen König Ermenfriedum oder Ehrenfried ausgeführt, vor einen Obersten brauchen lassen, vnnd also thätlichen verhalten, daß durch seine sondere Mannheit nicht allein der Thüringer König gedemütiget, vnd vnter der Römer Gewalt hinwieder bezwungen, besondern auch zum Schutz der Sachsen, vom Keyser, als einem Stadthalter, der Gegend am Hartze, hinderlassen.  Dieser habe zur Zeit, als der Keyser in Thüringen vnnd auffm Hause Scheidingen sich auffenthalten, an dem Ort, da hernacher das Schlos Stolberg hingebawet, einen schwartzen Hirschen, ansehnlicher Stercke vnd Grösse, angetroffen, solchen durch sondere List lebendig gefangen, vnnd dem Keiser zugeschicket, sich auch damit so wol verdienet, daß ihm vnnd seinen Nachkommen der gantze Strich vnd Ortlandes, darauff der Hirsch gefangen, auff etliche Meilweges breit vnnd lang, vom Keyser verehret, vnnd er mit einem schwartzen Hirschen im Wapen zu führen, begnadet, auch zum Graffen vnd Römischen Iudice oder Stadthalter dero Gegend eingesetzt vnnd bestetiget.

Von solchem Otto de Columna, die noch lebenden Graffen von Stolberg als auch ander Hartzgraffen, inbesondern die Graffen von Zollern, vnd die Herren Reussen von Plauen, als auch die Graffen von Reinstein, so numehr abgestorben, hero gestammet.

Den Namen dieser Graffschafft wollen etliche Scribenten von dem Wort Stollen deriviren, vnd geben diß zum Beweis, daß vor alten Jahren der Ort allerdinge des reichen Bergwergks halben, so jederzeit wol geschüttet, durchgraben, vnd mit Stollen, wie noch zu sehen seyn sol, durchtrieben.  Etliche wollen es anders vnnd à Sella oder Stuel, daß derselbige Berg, darauff Stolberg erbawet, ein Stuel vnnd Sitz eines grossen Herrn sey, wie zwar die Warheit mit dem Wort eintrifft, vnd so viel heissen sol, als ein Bergsitz oder Bergschlos, so ich auff gewissen Grund stellen thue.

Der elteste aus diesem Geschlechte wird in des G. Rixeneri libro Trojaminum, vnd im vierdten Thurnier Anno 968. zu Merseburg durch Marggraff Ridach zu Meissen gehalten, Graff Wilhelm von Stolberg genennet, vnd mit diesem Ruhm angezogen, daß er vor andern das beste gethan, vnd sich ritterlichen in allen Wehren als ein Held sehen lassen.

Aus diesem Gräfflichen Stamm ist Anno 1153. Bernhard Bischoff zu Halberstadt, vnd Anno 1236. Heinrich Bischoff zu Hildesheim gewesen.  So wol ist Graff Heinrich mit Landgraff Ludowigen aus Thüringen, der heiligen Elisabeth Ehemann, in Palaestinam Anno 1147. gezogen, vnnd in der Jnsel Rhodis blieben.  So findet man auch zweene Heinriche, so Bischoffe zu Merseburg gewesen, Anno 1392. vnnd 1406. vnnd etliche derer Thumbpröbste vnd Canonici fast in allen Stifften, wie zwar in der kurtzgefasten Genealogia hernacher zu finden.  Vnter andern aber ist bey vnsern Lebenszeiten in sonderm Beruff vnd Ansehen, Graff Ludowig von Stolberg, so dreyer Keyser Caroli V. Ferdinandi I. vnd Maximiliani II. geheimter Reichs vnd Kriegsraht, vnd ein solcher fürtrefflicher Orator vnd verstendiger, erfarner vnd gelerter Herr gewesen, daß wie Heroldus so wol auch Sambucus Keys. Historici, von jhme schreiben thun, seines gleichen damals aus allen Nationen am Hofe nicht gewesen, derer Elogium dann hier billich anzuziehen.

Quanti fecerint Imperatores Romani generosum Comitem Ludovicum Stolbergensem, & quantum tribuerint ejus doctinae, sapientiae, eloquentiae, industriaeq; & quanto usu rerum maximarum praeditus sit, docent Augustiß. Caesarum literae adeò clementerimò clementißimè ad eum scriptae, ut nihil ab illis potuisset dici scribivè clementius, dum illi legationes longinquas ad Proceres Imperii & Reges exteros demandârunt, & locum praecipuum in solennibus conventibus Senatus Consiliariorum decernerint, propterea quod existimarent, non habere se in toto Imperio, cui tantas res tutius committere poßint.  Jnmassen dann derselben Brieffe viel in Welscher, Lateinischer vnd Hispanischer Sprache auffm Haus Stolberg zu befinden, wie gnedig Keyser Carolus V. diesen Graffen respectirt, das ist zwar aus diesem beygefügten einigen Brieffe, so ich von Wort zu Wort allhier anziehen wollen, zu vernehmen.

Carolus von Gottes Gnaden, Römischer Keyser vnd König in Hispanien, &c.  Edler lieber Getrewer, wir haben aus deinem Schreiben, so du den 10. nechst verschiedenen Monats Octobris an vns ausführlichen gethan, gnediglich angehöret vnd verstanden, welcher massen du deines beschwerlichen obliegenden Dienstes gerne entlediget, vnd zu den deinen dich zu wenden, wolgemeynet, Vnd wenn wir vns ohne diß, deiner fleissigen langwirigen vnnd sondere angeneme Dienste jederzeit in Gnaden zu erinnern, Als sind wir vmb derselben willen dir mit allen Gnaden zu erscheinen sonderlichen geneigt, wie du dich dann desselben zu vns gehorsamlichen getrösten, vnd keines ander in Vnterthenigkeit verstehen sollest.  Daß du nu dich gehorsamlich erbieten thust, dich ferner in vnsere Dienste gebrauchen zu lassen, dasselbe nemen wir auch von dir zu Gnaden an.  Vnnd fügen dir zu wissen, daß wir vns hier zwischen vnnd vor Ausgang eines Jahrs, obangeregte deine gehorsame Dienste, vnnd der begerten Gnaden halben, gnediglichen vnd endlichen entschliessen, vnd dich dessen berichten, auch dir mit allen Gnaden beyspringen wollen, vnd sind dir in Gnaden wol gewogen.  Datum Madrid, &c.

Was hohen Verstandes vnd Erfarunge Graff Wolff Ernst von Stolberg, so durch Gottes Gnaden noch am Leben, von menniglichen, hohes vnd niedern Standes geachtet vnd gehalten wird, das erweisen etlicher vornemer gelerter Leute Scripta, vnd sonderlichen wird S. G. von Chytraeo diß Encomium tribuirt, dz er Comes doctus, ubiq; gratus, commodus & acceptus, nemini invisus, & dilectus civibus ac subditis, imò amans patriae & civum.  Jnmassen dieses auch von Graff Ludowigen Georgen billichen zu rühmen, daß S. Gn. Lumen & oculus patriae, custos justitiae, nutricius & opitulator munificus literatorum & literarum, dessen sondere Geschickligkeit auch jedermenniglichen also bekandt, ut magnis etiam Principibus illo nomine admirationi sit, qui & consilio & ministerio ejus in negotiis difficilibus utuntur.  Von deme vnd andern, wils Gott, zur anderer Ausführunge ich gesparet haben wil.«  (p. 253, Theatrum Saxonicum, 1. Theil, 1608)


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